|
Auf Philosophen, die für Transzendentalphilosophie aufgelegt sind, hat die Diskussion zwischen Kritizismus, d. h. Neukantianismus, und Phänomenologie immer eine gewisse Faszination ausgeübt. Allerdings wurde diese Diskussion durch die verheerenden Ereignisse 1933-1945 jäh abgebrochen, ohne daß sie sich in der gebotenen Form hätte entfalten können. Die Faszination ist verständlich. Immerhin haben der Kritizismus des Marburger Neukantianismus (Cohen, Natorp, Cassirer et al.) und des südwestdeutschen Neukantianismus (Windelband, Rickert, Lask, Bauch u. a.) wie die von Husserl inaugurierte phänomenologische Bewegung versucht, die Exklusivität der Philosophie und der Erkenntnistheorie als prima philosophia subjekttheoretisch zu begreifen. Für beide Philosopheme gilt, daß die Subjektivität Objektivität (Gegenständlichkeit) begründet, das Transzendentale dem Empirischen logisch vorhergeht. Da es in puncto Objektivitätsbegründung jedoch ganz gravierende methodische und infolgedessen auch thematische Unterschiede zwischen Kritizismus und Phänomenologie gibt, stehen beide zugleich in einem fundamentalphilosophischen Konkurrenzverhältnis.
|